The Pretty Reckless pumpen das pure Leben in den Patienten Rock ’n‘ Roll
November 21, 2022GOING TO Hell schallt es von der Bühne und die Fans folgten in Scharen
Das goldene Zeitalter des Rock ’n‘ Roll war in den letzten Jahrzehnten vielleicht eher etwas silbern als golden, aber The Pretty Reckless sind ein „Spitzen“-Ärzteteam das versucht dem kranken Patienten das pure Leben wieder einzuhauchen. Mit Sängerin Taylor Momsen haben sie einen echten Star an der Spitze der Band, ursprünglich war Sie einw Schauspielerin (Filme wie: Cindy Lou Who in „Der Grinch, der Weihnachten gestohlen hat“ und Jenny Humphrey in „Gossip Girl“). Sie war es auch die 2009 die Band gründete und niemals zurückschaute auf Ihr altes Leben. Doch The Pretty Reckless sind nicht nur der Zeitvertreib irgendeines verwöhnten Hollywood-Püppchens, sondern Taylor Momsen lebt „The Pretty Reckless“. Mit Ihrer gewaltigen Vocal-Range, die von atemberaubender Kraft bis hin zu ätherischer Zartheit schwanken kann, verhext Sie die Fans. Heute Abend spielte die Band in Köln, ihrer einzigen Deutschland-Etappe, auf der ersten Tour anno 2017, leider haben auch die Festivaltermine von 2022 wegen Covid 19 ausfallen müssen.
Fangen wir mal von Vorne an: Es ist 19:00 der Einlass beginnt und um das Parkhaus des Carlswerk Victoria stehen schon die Fans in einer sehr sehr langen Schlange. Ausverkauftes Haus – was will man als Band mehr.
20:00 – Die Vorband, wenn man Sie überhaupt noch so bezeichen darf, THE CRUEL KNIVES wissen definitiv was sie auf der Bühne tun und rocken ordentlich ab. Sehr zur Freude der angereisten Fans beider Bands. Ein sehr geiles halbstündiges Vorprogramm was auch die etwas längere Umbaupause verschmerzen lies.
21:00 – The Pretty Reckless betreten die dunkle Bühne zum Klang einer heulenden Sirene, bevor die Lichter angehen und sie uns mit dem Titeltrack des neuesten Albums Death By Rock And Roll treffen. Eine schwelende Absichtserklärung unterstreicht sofort Momsens stimmliche Fähigkeiten. Der Sängerin, die eine Lederjacke trägt (nach 2 Lieder wurde diese im aufgeheizten Carlswerk Victoria abgelegt), das kürzeste dunkel-blaue Negligé, die best gestylten Haare der Branche und die charakteristischen Stack-Stiefel, erregt von Anfang an die Aufmerksamkeit der meist weiblichen Fans. Während sie über die Bühne tanzt, hüpft, klettert und Sinnlichkeit aus jeder Pore verströmt, strahlt sie das Charisma einer echten Rockerbraut aus. Auf Spezialeffekte oder Pyrotechnik wird verzichtet, die Band setzt auf ein schlichtes Banner mit ihrem übergroßen Schriftzug und einer ausgefeilten Lightshow, die nur dazu dient, die Aufmerksamkeit noch mehr auf die begnadete Sängerin zu lenken.
Als nächstes kommt das freche Since You’re Gone, ein Break-up-Song, der nicht so sehr im Sinne von „Ich werde überleben“ als vielmehr von „Woran zum Teufel habe ich überhaupt gedacht?“ gefolgt wird die grüblerische Intensität von Only Love Can Save Me Now and So It Went. Ein Teil des Reizes jedem Gigs von The Pretty Reckless liegt in der lyrischen Vielfalt der fein ausgearbeiteten Songs die oft mit dem Rock/Metal-Genre in Verbindung gebracht werden. Von den vampirischen Obertönen der frühen Single „You Make Me Want To Die“ und der dunklen Fantasie von „My Bones“ bis hin zu „Sweet Things“, einer beunruhigenden Warnung vor den Übeln des sexuellen Missbrauchs, erforscht die Band um Tylor Momsen gerne eine ganze Bandbreite von explosiven Themen und Emotionen. Witches Burn, das „allen Frauen im Publikum“ gewidmet ist, ist eine feministische Allegorie auf die Misshandlung von Frauen im Laufe der Jahrhunderte, die am Ende „Taylor, Taylor“-Gesänge der Fans einleitet. Überhaupt ist das Publikum sehr sehr textsicher.
Während sich die Show ihrem Höhepunkt nähert, wirkt Momsen cooler denn je, mit einer Gitarre um den Hals geworfen ballert Sie den Fans „My Medicine“ um die Ohren. Manch einer bezieht sich sich auf das Gefühl der „katholischen Schuld“ der Sängerin das Sie das folgende Lied schrieb. Aber als sie während „Going To Hell“ entspannt auf der Bühne herumtollt, sieht sie ziemlich entspannt aus mit der angeblichen Aussicht auf die Reise nach Unten. „Cologne, you are fucking awesome“, schwärmt Taylor, bevor er zum Höhepunkt des Abends übergeht, dem erstaunlichen „Heaven Knows“ – ein „We Will Rock You“ für die unzufriedene Generation. Der Song enthält ein Solo-Part, in dem Gitarrist Ben Phillips und Bassist Mark Damon die seltene Mögölichkeit erhalten, auch einmal im Mittelpunkt zu stehen, während der Sänger sich eine Auszeit nimmt.
Das langsam brennende „Take Me Down“ sieht Taylor beim Teufel unterschreiben und wird als letzter (offizeller) Song des Abends vorgestellt. Natürlich lässt die Menge sie nicht so einfach in die Nacht verabschieden und die Band kehrt nach kurzer Pause mit dem sehr treffenden „Fucked Up World“ als Zugabe zurück. Jetzt bekommt Jamie Perkins (Schlagzeug) seinen Solo-Part mit einem 8-minutigem Schlagzeugsolo, die Gelegenheit alle im Publikum nochmal ordentlich durchzurütteln :). 22:15 – Die Band verabschiedet sich ordentlich und verläßt die Bühne unter tosendem Beifall.
Setlist Carlswerk Viktoria „The Pretty Reckless“
- Death by Rock and Roll
- Since You’re Gone
- Only Love Can Save Me Now
- And So It Went
- Make Me Wanna Die
- Just Tonight
- Sweet Things
- Witches Burn
- My Medicine
- My Bones
- Going to Hell
- Heaven Knows (mit extralangem Gitarren Solo)
- Take Me Down
- Zugabe: Fucked Up World (mit 8 Minuten Drum Solo)
Hier geht es zur Konzertfoto – Galerie von The Pretty Reckless