Ein Debüt wie ein Paukenschlag – Crazy da Original veröffentlichte „Happy Birthday“

Ein Debüt wie ein Paukenschlag – Crazy da Original veröffentlichte „Happy Birthday“

August 19, 2023 Aus Von Andreas Müller

Wir hatten das Vergnügen ihn zu seinem sehr gelungenen Debüt zu gratulieren und ein Interview mit Ihm zu führen.

Photo © Crazy da Original

Herzlich willkommen, lieber Crazy Da Original, bei Worldofsound.bar zu einem Kurzinterview. Du bist ja eigentlich schon ein alter Hase in der Branche. Hast Dich aber in den letzten Jahren mehr in den Social-Media Kanälen herumgetrieben bzw. experimentiert, aber ohne konkrete Veröffentlichungen. Warum jetzt und hier mit etwas Neuem rauskommen? 

Crazy da Original: Die Frage ist gut, die Antwort ist ganz einfach. Warum jetzt – warum nicht jetzt? Es ist ganz einfach, ich bin seit über 20 Jahren dabei, war seinerzeit sehr viel in Combos unterwegs und hab auch große Pausen dazwischen gehabt, weil ich mir auch vom kreativen Standpunkt her gesagt habe, ich hab im Moment nichts zu berichten was tiefgängig genug ist, um darüber zu sprechen, und ich wollte nicht irgendwelchen inhaltslosen Müll produzieren. Dann ging es irgendwann wieder los, dass ich in einer Rock-Coverband gespielt habe. Ich habe in der Band auch gesungen. Wir haben Linkin Park. Macklemore, etc. – man kennt die Namen – performt. Dadurch war ich ganz schnell wieder angefixt und sagte mir: „Ich muss unbedingt wieder Mucke machen“. Über tiktok hat sich dann quasi aus einer Laune heraus die Möglichkeit ergeben, und dann war die Idee eigentlich relativ schnell geboren. In den 20 Jahren, die ich jetzt dabei bin, hab ich nie eine wirklich eigene Veröffentlichung gehabt. Ich hatte es immer vor, aber ich habs nie wirklich durchgezogen.

Gab es eine Initialzündung oder einen entscheidenden Moment, warum du dem guten alten „Happy Birthday“ einen bitter-süßen Geschmack einhauchen wolltest?

Ja, ich hatte irgendwann im Frühjahr das Instrumental gehört und hatte sofort unfassbar viele Ideen dazu. Ich wollte mich aber nicht so wirklich rantrauen. Das war kurz vor meinem Geburtstag. Es ging eigentlich alles relativ schnell. Durch Corona hatte man in seinem Freundes- und Bekanntenkreis extrem aufgeräumt und dann war erstmal die Frage, wen würdest du zur Party eigentlich einladen? Es sind dann nicht sonderlich viele Namen auf dem Papier gelandet und es hatte sich relativ schnell herausgestellt: es gibt noch ein paar – aber die kannst du nicht mehr einladen, weil sie verstorben sind. Und so war die Song-Idee geboren. Ich denke, von den Leuten die den Song hören und sich damit auseinandersetzen, hat jeder irgendwo eine Geschichte, in der er sich von jemandem verabschieden musste und nicht die Möglichkeit hatte, die Freundschaft oder die familiäre Beziehung so am Leben zu erhalten, wie er sich das eigentlich gewünscht hätte.

Photos © Andreas Müller | worldofsound.bar

Ich muss persönlich sagen, ich hab noch nie Happy Birthday mit mehr Tiefgang gehört als bei dir. Sonst ist es ja auch mehr zur Floskel verkommen, was du einfach definitiv aufgeräumt hast. Herzlichen Glückwunsch dazu erstmal.
Wie kam das Zusammenspiel mit Sam Rasta und Inspecta zustande? Kanntet Ihr Euch von früher? Habt Ihr den Song zusammen im Studio entwickelt oder hat sich das alles Online abgespielt?

Die Geschichte ist eigentlich sehr witzig. Dazu gekommen ist es dadurch, dass Inspecta und ich auf viele Tiktok-Duette gemeinsam reagiert haben und es immer wieder von den Fans einen Hinweis gegeben hat: Ihr müsst unbedingt mal zusammen Musik machen. Darüber sind wir dann auch in Kontakt gekommen und haben uns super verstanden, haben gesagt: „Wir müssen unbedingt mal einen Track zusammen machen.“ Aber wie es so ist, man spricht die ganze Zeit darüber und es passiert nichts. 

Dann war es so: Bei Happy Birthday ging es mir darum, dass ich eine Geschichte erzähle, die sich langsam aufbaut und man sich erst denkt, OK alles klar, der bereitet seinen Geburtstag vor, freut sich auf die Party. Mittendrin merkt man dann: Oh, da ist was im Anmarsch – und im letzten Part versteht man – Scheiße, das ist krass. Für mich war an der Stelle der Knackpunkt die Hook. Ich hatte den ersten Part fertig, wusste wohin der Track sich entwickeln soll und ich saß dann tagelang daran und habe es nicht fertig gebracht, eine Hook zu schreiben, die beides transportieren kann, einmal dieses Fröhliche, die Vorfreude auf die Geburtstagsparty, und gleichzeitig dann zum Ende diesen Turnover, wo du stehst und sagst:, „Scheiße, so ist das gemeint?“

Daraufhin hatte ich mich mit Inspecta kuzgeschlossen und ihn um Hilfe gebeten. Ich glaube, ich habe ihm damit keinen Gefallen getan. Er saß auch ein paar Tage daran, bis es endlich funktioniert hat. Das Endprodukt kennen wir. Ich kann mich bei Inspecta an dieser Stelle nur bedanken, weil das dem Track so eine Wendung gebracht hat, mit der ich im Vorfeld persönlich überhaupt nicht gerechnet hatte.

Sam Rasta hattest du jetzt außen vor gelassen… Wie ist das mit Ihm abgelaufen? Rein auf produktionstechnischer Ebene? Er hat ja auch mitgesungen, wenn ich das richtig verstanden habe?

Sam Rasta ist der Produzent der ganzen Nummer. Er ist seit Jahren der Produzent von Inspecta. Wir hatten im Vorfeld eigentlich so gar keine Berührungspunkte. Ich kannte seine Mukke zwar aber bis dahin hatte sich nie wirklich ein Kontakt ergeben. Es war eigentlich relativ geil, als es um diesen Track ging. Inspecta hatte gesagt: „Ich schick das mal meinem Produzenten, die Idee etc., und dann gucken wir mal, ob er Bock drauf hat.“ Und der ist komplett durchgedreht. Er sagte: „Alter was habt ihr da gemacht? Das müssen wir unbedingt rausbringen.“ Er war dann ganz schnell an Bord und hat – glaube ich – ziemlich viel Schweiß investiert, weil die ersten Aufnahmen, die wir hatten meinerseits qualitativ grandios unterirdisch waren. Letztendlich hat er diesen Song daraus gemacht. Und ja, ich arbeite extrem gern mit ihm.

Jetzt hast du ja die Latte schon ordentlich hoch gelegt mit deinem ersten eigenproduzierten Song. Was können die Fans in den nächsten Monaten erwarten? Gibt es noch mehr frische neue Songs „out of the box“? Gibt es die Planung, ein Album oder eine EP auf den Markt zu bringen?

Ich habe im Vorfeld erst mal gesagt, ich möchte monatlich Songs releasen, einen Track pro Monat für den Anfang, um zu gucken, wie ist denn überhaupt das Feedback und um dann im Nachgang zu entscheiden – Mache ich eine EP? Mache ich einen Sampler? Mache ich ein Album? Letzten Endes habe ich da großen Bock drauf, aber es muss natürlich auch die Hörerschaft dafür existent sein.

Photos © Andreas Müller | worldofsound.bar

Der Erfolg gibt dir ja erstmal recht. Wirst Du uns noch mit ein paar weiteren starken Stimmen in deinen Songs überraschen, also außer Sam Rasta & Inspecta?

Ja, geplant ist da einiges. Die nächsten 2 Songs werden definitiv Solo-Tracks und dann ist natürlich das ein oder andere Feature geplant. Nur habe ich mir da keinen zeitlichen Rahmen gesteckt, weil das eben auch Leute sind, die voll dabei sind und natürlich selber ihre Release-Pläne, etc. haben. Wir müssen erstmal ein Zeitfenster finden, um das realisieren zu können.

Welche Antwort würdest Du gerne mal geben auf die Frage, die ich Dir heute nicht gestellt habe?

Ja, das ist eine sehr gute Frage. Die Frage, die du nicht gestellt hast, ist: Warum sind deine Tracks keine 2 ½ Minuten lang, wie heute üblich und warum haben sie so einen Oldschool-Touch? 

Ist ganz schnell beantwortet: Ich habe wenig bis gar keine Lust, die heute im HipHop übliche „Wegwerfmucke“ zu produzieren, die 2 Wochen Hype hat, danach in der Versenkung verschwindet und in einem halben Jahr spricht keiner mehr über den Song. Letzten Endes hatte ich immer einen anderen Anspruch an meine Rapsongs. Ich wollte immer darüber sprechen, was mich bewegt. Hab immer versucht, die Tracks so zu konzipieren, dass sich letzten Endes auch meine Hörer damit zu 100 Prozent identifizieren können. Und das ist eigentlich auch der Weg, wo meine Musik weiterhin hingehen soll. Ich möchte, dass ein Song von mir, der bei einem Hörer Anklang findet, dass er genau diesen Song auch noch in 5 Jahren hören kann, ohne sich zu denken: „Boah nee, was war denn das damals für eine bescheuerte Zeit?“

Die meisten folgen aber heute dieser Einstellung nicht mehr. In letzter Zeit werden doch eher sehr viele Kurztracks entwickelt. Also, wir werden nicht mehr in die Zeiten von 15 Minuten Tracks zurückkommen. Aber sollten nicht 5-6 Minuten einfach drin sein, weil man sonst keine Aussage treffen und einen Spannungsbogen aufbauen kann, wie du es in deinen Songs machst?

Genau darum gehts. Letzten Endes geht es heute den meisten Künstlern tatsächlich darum, wie man in möglichst wenig Zeit möglichst viele Streams generieren und Geld verdienen kann. Das ist nicht mein Anspruch. Wenn ich irgendwann Geld damit verdiene, keine Frage, freue ich mich darüber. Aber das ist nicht das, was ich mit meiner Musik erreichen will. Ich möchte, dass die Leute sich damit identifizieren können, dass die Leute zum Nachdenken angeregt werden und sich an der Stelle auch tatsächlich mit sich selbst befassen. Das ist der eigentliche Punkt.

Also, wir drücken Dir auf jeden Fall die Daumen, bedanke mich für Deine Zeit und wünsche Dir weiterhin viel Erfolg damit!

Crazy da Original – Happy Birthday – auf Spotify jetzt anhören!!!