Alice Cooper mit neuem Album – „Road“ – Ein Leben auf der Überholspur!

Alice Cooper mit neuem Album – „Road“ – Ein Leben auf der Überholspur!

August 25, 2023 Aus Von Andreas Müller

Rezension des neuen Albums „Road“ mit Einblicken in das „alltägliche“ Tour-Leben

Alice Cooper, das Urgestein und Gründer des Schock-Rock, muss niemandem mehr sein Rock’n’Roll-Können beweisen, schon gar nicht nach 22 Solo- & insgesamt 29 Studio-Alben. Angesichts seines Alters (Baujahr 1948) hätte Cooper in den 1990er Jahren problemlos in den Ruhestand gehen können und dennoch als Pionier des Rock’n’Roll und als fester Bestandteil des klassischen Hard-Rock gelten können. Aber dann wäre er vielleicht nicht im September 2011 in die Rock ‚N‘ Roll of Fame aufgenommen worden. Ist das Tourleben so ein „Horror“, dass man darüber ein Album machen muss? Nein, Vincent Damon Furnier wollte einfach eine Sammlung von Geschichten aus seiner langen Zeit auf der Straße mit seiner „Road-Crew“ im Studio (Bass – Chuck Garric; Gitarre – Nita Strauss, Ryan Roxie, Tommy Hendriksen; Schlagzeug – Glen Sobel) aufnehmen. Zu guter Letzt taucht Produzent Ezrin, der 1971 erstmals mit Cooper an „Love It to Death“ arbeitet, wieder im Bunde auf. Nach unserer Meinung war das schon längst fällig.

Road ist eine Art Pseudo-Konzeptalbum über das Leben in den glorreichen Tagen des Rock’n’Roll. Die ersten paar Songs wirken wie ein Bühnenauftritt und wie die Ruhe vor dem Sturm, wobei Cooper sich mit „I’m Alice“ und „Welcome to the Show“ der Crowd vorstellt, nicht ganz ohne sich selbst abzufeiern und klar zu stellen das die Fans das aus Ihm gemacht haben was er jetzt ist.

Hier klicken, um den Inhalt von YouTube anzuzeigen.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube.

Obwohl Alice Cooper denselben abgefahrenen Ton anschlägt, wie zum Beispiel beim Album „Welcome To My Nightmare“ denn es so spektakulär gemacht hat, sind bei diesem Album größtenteils die Stars der Show die Dame und die Herren der Begleitband. Auf „Road“ ist die ausgefallene Gitarrenarbeit von Nita Strauss eine perfekte Mischung aus Vintage-Rock und technischem Flair, insbesondere wenn es um die Soli-Parts geht, die soundtechnisch irgendwo zwischen Chuck Berry und Van Halen angesiedelt sind. Es sind keine Hymnen wie „Schools Out“ oder „Posion“ auf der Scheibe zu hören, aber abwechslungsreicher, handwerklich solider Rock ‚N‘ Roll mit Hard-Rock lastigen Gitarren sind bei dieser Combo keine Frage („The Big Goodbye“). Eine kleine Überraschung ist aber der Einsatz von Bläsern im Song „All Over The World“, was man von Alice Cooper eher nicht gewöhnt ist.

Dieses Album ist kein nostalgische Stück Zeit-Geschichte sondern eher die Darstellung einer Tour-Familie die zusammenhält mit Alice Cooper als Oberhaupt. Songs wie „White Line Frankenstein“ (mit Gast-Gitarristen Tom Morello) zeigen, wie zeitgenössisch die abgefahrenen Charaktere in Coppers Songs sind. Sie sind mitten unter uns. Ein Song wie „Big Boots“ ist vielleicht ein bisschen zu lustig für einen Schock-Rocker, aber einfach schön doppeldeutig. Wer hat gesagt das Rock ‚N‘ Roll nicht lustig sein darf.

Hier klicken, um den Inhalt von YouTube anzuzeigen.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube.

In „Rules of the Road“ gibt Cooper der nachfolgenden Generation ein paar Ratschläge, die er als Rock’n’Roll-Legende sicherlich hart lernen musste. Am Ende bekommt der Zuhörer allerdings die wichtigste Lektion: Das Leben auf der Tour ist nicht jedermanns Ding und „Allways Get The Money“ ist ernst gemeint. Belohnung bzw. Bezahlung für hart erarbeitete Chancen muss sein. Mit einem kleinen Augenzwinkern ist wohl der letzte Tipp zu verstehen: Denn wer sich an alle Straßenverkehrsregeln hält, ist mit siebenundzwanzig bereits einen Meter unter der Erde.

Natürlich darf auf einem guten Hard-Rock Album auch eine Ballade nicht fehlen. „Baby Please Don’t Go“ füllt diesen Platz sehr gut gegen Ende des Albums aus. In guter alter Alice Cooper Tradition singt er darüber, wie sehr es weh tut, seine Geliebte zu verlassen und wieder auf Tour zu gehen. Dieser Song zeigt einen heiklen Moment im Leben eines Rockstars auf und was er vielleicht kostet.

Hier klicken, um den Inhalt von YouTube anzuzeigen.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube.

Als letzten Akt spielte die „Alice Cooper Familie“ ein Cover von „Magic Bus“ von The Who ein und ist eine Hommage an das was der Tour-Lebensstil für alle kleinen und großen Rockstars bedeutet. Der am Ende vom Publikum applaudierte Song ist solide eingespielt (mit kleinem Drum-Solo von Glen Sobel) und ein würdiger Abschluss des Albums. Cooper könnte dieses Album problemlos ans Ende seiner Karriere stellen und sich mit einer Ode an das Leben auf Tour zum letzten Mal tief verbeugen. Gott sei Dank sieht es nach dem Song-Text zu urteilen von „Road Rats Forever“ aber definitiv nicht so aus.   

Das Fazit: Das Album „Road“ wird nicht nur Hardcore-Fans zufrieden stellen, sondern auch neue Fans des Genres erfreuen. Im Gegensatz zu manch neuen Album anderer Hard-Rock Künstler ist man nicht versucht die „Skip“-Taste zu betätigen. Ja es ist ein Nummer-sicher-Album, aber es ist ein Gemeinschaftswerk, bei dem man den Spaß Aller beim Komponieren und Einspielen im Studio hören und fühlen kann. An dieser Scheibe wird kein Hard-Rock-Fan dieses Jahr vorbeikommen und hoffentlich dürfen wir es 2024 live auf den Bühnen Europas erleben.

Alles über ALICE COOPER und das neue Album:
Website – Facebook – Instagram – YouTube – TikTok