James Mc Murtrys: Die Halluzinationen des eigenen Vaters

James Mc Murtrys: Die Halluzinationen des eigenen Vaters

April 28, 2025 Aus Von Andreas Müller

Am 20. Juni erscheint James McMurtrys elftes Album „The Black Dog and The Wandering Boy“ 

Seit mehr 30 Jahren ist John McMurtry Teil der US-amerikanischen Musiklandschaft und hat mit seinem Schaffen etliche MusikerInnen nachfolgender Generationen inspiriert und ermutigt, selbst die Gitarre in die Hand zu nehmen. Darunter Sarah Jarosz und Jason Isbell, letzterer nannte James McMurtry „einen seiner wenigen Lieblings Songwriter aller Zeiten“ und nahm den heute 63-Jährigen mit auf Tour. Nun erscheint am 20.6. sein elftes Album „The Black Dog and The Wandering Boy“ (New West Records, Redeye / Bertus). Der ausgedehnte Albumtitel ist auch gleichzeitig der Name der ersten Single, die am 16.4. erschienen ist. Der Titel bezieht sich auf zwei Figuren aus den Halluzinationen seines inzwischen verstorbenen, demenzkranken Vaters Larry McMurtry, der selbst als Schriftsteller Bekanntheit erlangte. 

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Ein Lone Star Sheriff  jagt Wachteln zu Pferd und hat eine geheime zweite Familie. Ein Mechaniker liegt zwischen den Ersatzteilen auf dem Boden seiner Werkstatt und fragt sich, ob er es sich leisten kann, seine Freundin zu behalten. Ein Mann geplagt von Halluzinationen eines schwarzen Hundes und einem wandernden Jungen und summt in seinem Kopf „Weird Al“-Songs. Dies sind nur einige der seltsamen und reich gezeichneten Charaktere, die James McMurtrys elftes Album „The Black Dog and The Wandering Boy“ bevölkern. Als äußerst einfühlsamer und erfindungsreicher Geschichtenerzähler entwirft er aus kleinen Details lebendige Welten.

So unterschiedlich die Geschichten auch sein mögen, diese neuen Songs finden ihre Inspiration in Fitzelchen aus der Vergangenheit seiner Familie: eine verirrte Skizze, ein altes Gedicht eines Familienfreundes, die Halluzinationen seines Vaters, den Schriftsteller Larry McMurtry. „Das ist etwas, was ich ständig mache“, sagt er, “aber normalerweise benutze ich dafür meine eigenen Schnipsel. „South Texas Lawman“ entstand aus einer Zeile aus einem Gedicht eines Freundes des McMurtry-Clans, T.D. Hobart. Angetrieben von schiebenden Gitarren und einer lockeren Rhythmusgruppe, ist es eine sorgfältige Studie eines Mannes, dessen Gefühl der Überflüssigkeit ihn in der letzten Strophe zu drastischen Maßnahmen motivieren. „In den 70er-Jahren, als wir in Virginia lebten, kam Dwight oft zu uns nach Hause. Während eines Besuchs schrieb er dieses Gedicht über die Haltung seines Vaters gegenüber Südtexas. Es enthielt eine Zeile über die Wachteljagd zu Pferde, und das war der Keim des Liedes. Seitdem habe ich das Gedicht verloren.“

Im rumpelnden Titelsong, einer Art Grusel-Blues treten zwei geheimnisvolle Gestalten auf, die nur denjenigen erscheinen, die der Realität entgleiten, doch er ist weder düster noch besonders verzweifelt. Stattdessen zitiert McMurtry einen Weird Al Yankovic-Song. Er findet einen trotzigen Humor in der Situation, der im Widerspruch zur Schwere des Ausgangsmaterials steht. „Der Titel des Albums und des Songs stammt von meiner Stiefmutter Faye. Nachdem mein Vater gestorben war, fragte sie mich, ob er jemals mit mir über seine Halluzinationen gesprochen habe. Er war eine Zeit lang dement, bevor er starb, aber er hatte mir gegenüber nicht erwähnt, dass er Dinge sah. Sie sagte mir, seine Lieblingshalluzinationen waren der schwarze Hund und der wandernde Junge. Ich nahm sie und übertrug sie auf eine fiktive Figur.“

Social-Infos:
Home: https://www.jamesmcmurtry.com/
Instagram: https://www.instagram.com/jamesmcmurtryofficial/?hl=de
Facebook: https://de-de.facebook.com/JamesMcMurtry/

  • 11. Album des texanischen Singer-Songwriters erscheint am 20.6. auf CD, LP und digital
  • Folgt auf „The Horses and the Hounds“ von 2021
  • Folkrock mit Einflüssen aus Singer-Songwriter, Bluesrock und Americana
  • Bisherige Single: „The Black Dog and The Wandering Boy“ (16.4.)
  • Beschäftigt sich unter anderem mit seiner Familengeschichte, aber auch mit den Anschlägen auf das World Trade Center
  • Albumcover basiert auf Skizze von Ken Kesey, Autor von „Einer flog über das Kuckkucksnest“
  • Prägender Einfluss für viele Künstler, darunter Jason Isbell und Sarah Jaros
  • Zwei Cover: Kris Kristofferson „Broken Freedom Flag“ & „Laredo (Small Dark Something)“ von Jon Dee Graham